The Family of Man – Revival in Luxemburg

he Family of Man – Revival in Luxemburg  | KUNST MAGAZIN 07.08.13 08:00
Publiziert am 7. August 2013 von Steffi Weiss

The Family of Man  Revival in Luxemburg

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Garry Winogrand © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

Mit der Wiedereröffnung der weltberühmten Ausstellung „The Family of Man“ in Clervaux ehrt das Großherzogtum Luxemburg den bekannten US-amerikanischen Fotografen und gebürtigen Luxemburger Edward Steichen (1879-1973). Mit der 1955 in New York erstmals gezeigten Ausstellung verband Steichen ein idealistisches Konzept über die Würde des Menschen und den Weltfrieden.

Edward Steichen hatte sich in seinem fotografischen Schaffen als Fotograf und Kurator zeitlebens für die Anerkennung der Fotografie als Kunst eingesetzt. Mit seinem Projekt „The Family of Man“ holte er, als Kurator f das „Museum of Modern Art“ (MoMA), die Dokumentationsfotografie erstmalig ins Museum. Bei diesem Projekt konzentrierte er sich ausschließlich auf die Inhalte und Bildaussagen von Fotografien, die er ästhetischen Kriterien vorzog. Im Nachhall des Zweiten Weltkrieges und in den bedrohlichen Zeiten des Kalten Krieges bewegten ihn die Gefühle der Menschen, die er stellvertretend für die gesamte Menschheit annahm und zeigen wollte, um damit gegen Hass, Gewalt und Zerstörung zu appellieren.

1951 ging er auf Weltreise um Fotografien zu finden, die für ihn die Essenz menschlicher Emotionen widerspiegelten, und trug vier Millionen Fotografien von so bekannten Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, August Sander, Alfred Eisenstaedt oder Dorothea Lange zusammen. Aus diesem Fundus wählte er 10.000 Bild nach rein emotionalen Gesichtspunkten aus und stellte 1955 für das MoMA daraus die Ausstellung „The Family of Man“, ein Porträt der Menschheit in 37 Kapiteln und 503 Bildern zusammen.

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Alfred Eisenstaedt, Time & Life © Getty Images

Die Bilder zeigen in narrativ angeordneten Kapiteln Menschen unterschiedlicher Nation, Kultur und Religion und handeln von Liebe, Heirat, Schwangerschaft und Geburt. Im Fokus stehen die Grundpfeiler des Leben: Familie, Arbeit, Freizeit, das Lernen, die Freude; sie erzählen von Krieg und Frieden. Zitate verstärken die Bildaussagen. Carl Sandburg schreibt einleitend über „The Family of Man“:

„There is only one man in the world and his name is All Men.

There is only one woman in the world and her name is All Women.
There is only one child in the world and the child`s name is All Children.
A camera testament, a drama of the grand canyon of humanity, an epic woven of fun, mystery and holiness, her is the Family of Man!“

Der humanistische Ansatz der Ausstellung, der sich bereits in den 1960er-Jahren den Vorwurf der Naivität und „der Förderung des Mythos von einer conditio humana“ gefallen lassen musste, betont die Gleichheit aller Menschen, wenn es um unsere ureigenen Gefühle, die Menschlichkeit und das Menschsein im Wesentlichen geht.[1] Die Familie steht hier als Metapher für alle Menschen, die Menschenfamilie bzw. die Menschheit.

Die für den Betrachter emotional bewegende Ausstellung ging von 1955 bis 1962 sieben Jahre lang auf Tourne und wurde weltweit an 150 Orten gezeigt. Die letzte, vollständig erhaltene Version kam in den 1960er-Jahren au Steichens Wunsch in sein Heimatland Luxemburg. Bis 2010 war sie als Dauerausstellung im mittelalterlichen Schloss Clervaux zu sehen. „The Family of Man“ wurde von über 10 Millionen Besuchern gesehen und 2003 in das UNESCO-Weltregister “Memory of the World” aufgenommen und somit dem Weltdokumentenerbe zugeschrieben. Nach Restaurierungsarbeiten der Fotografien und einem Umbau der Ausstellung in einen zeitgemäßen Parcours ist sie seit Juli 2013 im alten Glanz zu sehen.

Die Chronologie und Anordnung der 37 Kapitel wie auch die rückseitige Rahmung der restaurierten Bilder ist erhalten geblieben, die Art der Präsentation wurde mithilfe einer modernen Ausstellungsarchitektur verfeinert. Die verschiedenformatigen Fotografien, die teilweise lebensgroße Dimensionen haben, hängen mal einzeln an den Wänden, mal überlappen sie sich, sind an Deckengestellen befestigt oder in Rotundenform installiert.

Selbst der Boden wurde mit einbezogen, wölbt sich oder ist mit Podesten versehen; einige Treppen führen auf Galerien oder in weitere Räume. Der flanierende Besucher wird hineingezogen in die Bildwelten und durch die von Edward Steichen inszenierten menschlichen Emotionswelten wie Angst, Freude, Ärger, Zufriedenheit, Verlegenheit, Aufgeregtheit, Schuldgefühl, Erleichterung und Trauer geleitet, die auch von Glauben, Liebe und Hoffnung beflügelt sind. Der Fokus auf unsere Grundemotionen ist bewusst stringent gesetzt. Zwar kann der Betrachter bequem verschiedene Perspektiven einnehmen, jedoch wird ihm kaum Freiraum für eigene Ansichten zum Thema gelassen.

Es stellt sich die Frage: Welche Gefühle und Gedanken hinterlässt das Revival der im Zeitgeist der 1960er-Jahr geschaffenen Ausstellung „The Family of Man“ heute beim Betrachter?

Dauerausstellung “The Family of Man”
Château de Clervaux / L-9712 Clervaux
1. März 2013 bis 1. Januar 2014, jeweils Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr außer an Feiertagen

Wir bedanken uns bei visitluxembourg und Luxair für die Pressereise!

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“[1] Siehe Wikipedia:

Roland Barthes kritisiert aus Sicht des Dekonstruktivismus das humanistische Menschenbild der Ausstellung. Er zeigt in Mythen des Alltags anhand dieser

Ausstellung, wie der Mythos des Adamismus und der conditio humana arbeitet: „Der Mythos von der conditio humana stützt sich auf eine sehr alte Mystifikation, die

seit jeher darin besteht, auf den Grund der Geschichte die Natur zu setzen.“[5]

In der Ausstellung arbeitet dieser Mythos auf unterschiedlichen Zeitebenen, wie Gabriele Röttger-Denker Barthes Essay über diese Ausstellung zusammenfasst:

„Zum einen werden die Unterschiede der Menschen auf der Welt betont, die Vielfalt ihrer Lebensweisen und Gebräuche, zum anderen wird aus diesem Pluralismus

alles zu einer wesensgleichen Einheit verschmolzen: Geburt, Tod, Arbeit, Wissen, Spiel verlangen überall das gleiche Verhalten; es gibt eine Familie der Menschen

…“ [6]